Österreichischer Nationalrat 1918
Die Österreichisch-ungarische Monarchie war ein Staatengebilde, das sich aus 12 Nationen zusammensetzte:
Die Deutschen bilden also in Österreich und in der ganzen Monarchie die relative Mehrheit. Das Kaiserhaus selbst ist ebenfalls deutsch, es stellte jahrhundertelang die Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation".
Am Anfang des 1. Weltkrieges standen alle Völker (Nationen) treu zum Kaiserhaus und zur Monarchie. Aber während des Krieges begannen sich einzelne Nationen von der Gesamtmonarchie zu lösen. Im Ausland wurde 1915 der Tschechische Nationalrat gegründet; und 1918 in Agram der slowenisch-kroatisch-serbische Nationalrat.
Am 21.10.1918 versammelten sich die deutschen Abgeordneten des Reichsrats im Niederösterreichischen Landhaus und proklamierten eine provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs. Sie beanspruchten, analog den anderen Nationalräten, die vom deutschen Volk in der Monarchie bewohnten Gebiete. Unter anderem auch die deutschen Gebiete Böhmens und Mährens, in denen 3,5 Millionen deutsche Bürger wohnten. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Viktor Adler sagte: "Wir erkennen das Selbstbestimmungsrecht der slawischen und romanischen Völker ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung an. Wir fordern es ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung auch für unser deutsches Volk". Worauf ihm die Abgeordneten zujubelten: "Hoch die deutsche Republik!". Und der Vorsitzende Dr. Waldner schloß mit den Worten: "Zum ersten Male begrüße ich unser Volk mit dem Ruf: Heil Deutschösterreich!"
Der Burschenschafter Dr. Franz Dinghofer (Burschenschaft Ostmark Graz) wurde erster Präsident dieser Provisorischen Nationalversammlung, die später in Nationalrat umbenannt wurde.
Am 30.10.1918 wurde die provisorische Gründung des Staates "Deutschösterreich" vom Balkon des Landhauses in der Herrengasse der harrenden Bevölkerung verkündet. Die Note an Präsident Wilson lautete: "Der neue Staat beansprucht die Gebietshoheit über all jene Gebiete des bisherigen Österreich, in denen Deutsche die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Er erkennt den anderen Nationen der Monarchie das Recht zu, ihre Stellung ... in voller Freiheit zu bestimmen und fordert dasselbe Recht auch für die deutsche Nation! ...In Böhmen, Mähren und Schlesien leben 3.512.682 Deutsche".
Der sozialdemokratische Parteitag formuliert am 31.10.1918: "... Wollen sich die anderen Nationen von Deutsch-Österreich vollständig trennen, ... dann muß die deutsch-österreichische Republik als ein selbständiger Bundesstaat dem Deutschen Reich beitreten". Deutlich wurde hier der Anschluß gefordert: Von der sozialdemokratischen Partei.
Franz Schubert im burschenschaftlichen Kreis
Seit etwa 1816 vekehrte Schubert in einem Freundeskreis, der sich aus Künstlern (etwa den Dichtern Johann Senn und Johann Mayrhofer, dessen Gedichte Schubert vertonte), Beamten und Studenten zusammensetzte, der zu "Lesungen" zusammenkam und von patriotischen Idealen erfüllt war. Kurz zuvor war ja der Imperialist Napoleon besiegt und Deutschland damit befreit worden, nun erfreute man sich über den Frieden, was sich in den Liedern Schuberts zeigt. Man diskutierte über Politik und referierte über deutsche Dichtung.
In diesen Kreis brachte Graf Colloredo burschenschaftliches Gedankengut, d.h. demokratisch-freiheitliche Ideen und Umgangsformen. Man hielt Kommerse in Wohnungen und Gasthäusern der Vorstadt Landstraße ab, sang Lieder aus den Freiheitskriegen und sprach über das Wartburgfest. Man unternahm auch Couleurausflüge in die Wiener Umgebung, die "Turnfahrten" genannt wurden.
Aber auch Spitzel des Metternichschen Polizeiapparates wurden in diesen burschenschaftlichen Kreis eingeschleust. Am 20.1.1820 wurde er von der Polizei ausgehoben, die Mitglieder verhört und bestraft. In ihrem Besitz fanden sich Stammbücher, Kommersbücher, Schläger und der Spruch "Ehre, Freiheit, Vaterland" ward des öfteren vorgefunden. Dem Dichter Johann Senn konnte man die Zugehörigkeit zur Burschenschaft nachweisen und er wurde deshalb des Landes verwiesen. Schubert, der dort wohl nur Verkehrsgast war, kam ungeschoren davon. Die Burschenschaft wurde in Anwendung der Karlsbader Beschlüsse verboten.
Schuberts Freund Mayrhofer war Dichter und zugleich Zensor in Metternichs Diensten. Er mußte aus seinen Gedichten alle Passagen von Freiheit und Demokratie streichen. Daran zerbrach er und beging Selbstmord.
Die burschenschaftlichen Ideale von Freiheit und Demokratie aber lebten in Schubert weiter. Er litt sehr unter dem politischen Ungeist seiner Zeit, was sich auch in der schmerzlichen Melancholie seiner Werke zeigt.
Es ist wohl wert, auch dieses Kapitel aus der Biografie Schuberts aufzuzeigen und es als Ergänzug zu vielen Arbeiten über Schubert zu sehen.
Salzburger Festspiele
1917 gründeten zwei Österreicher, der Dichter Hugo von Hofmannsthal und der Regisseur Max Reinhardt mit dem Bayern Richard Strauss die Salzburger Festspiele, die allerdings erst nach dem 1. Weltkrieg am 22.8.1920 mit Hofmannsthals "Jedermann" eröffnet wurden. Die grundlegende Idee war die einer gemeinsamen Arbeit Österreichs mit dem Deutschen Reich, um deren nationale Einheit zu zeigen.
Hugo von Hofmannsthal schrieb: " Der Festspielgedanke ist der eigentliche Kunstgedanke des bayerisch-österreichischen Stammes...Südlichdeutsches Gesamtleben tritt hier hervor..."
Und 1921: "Also ein deutsches nationales Programm? ... Der bayerisch- österreichische Stamm war ja von je der Träger des theatralischen Vermögens unter allen deutschen Stämmen..."
Die Aufführung ergriff die Zuseher ungemein und die Wiener "Neue Freie Presse" schrieb 1920: "Zumal in der ersten Hälfte .. bezaubernd, kern-deutsch im Wesen und dabei doch von einer besonderen österreichischen Anmut überstrahlt."
Eine Reduzierung der großen Gedankengänge von Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardts auf rein österreichische Festspiele stellt eine Mißachtung der Werke dieser Künstler dar oder kommt einer bewußten Fälschung nahe.
Burgenland seit 1921 bei Österreich
Der Anspruch Österreichs auf Deutsch-Westungarn, das spätere Burgenland, gründete sich auf den Friedensvertrag von St. Germain: Österreich werde jene Gebiete erhalten, "die von einer geschlossenen deutschen Bevölkerung bewohnt sind."
Doch diese Zusage stand nur auf dem Papier, da Ungarn das Gebiet besetzt hielt. Ungarn-das war die kommunistische Räterepublik. Deshalb schreckten sowohl Kanzler Renner als auch Staatssekretär Julius Deutsch (beide SPÖ) vor einem militärischen Eingreifen zurück.
Julius Deutsch: "Mir verbietet mein proletarisches Gewissen, die Schwierigkeiten der ungarischen Arbeiterschaft zu vergrößern." An sein eigenes Volk dachte er nicht; im Gegenteil, die Sozialisten sandten den ungarischen Genossen Waffen und Soldaten.
Im August 1919 brach die Räterepublik zusammen und wurde von einem christlich-autoritären Regime abgelöst. Nun waren die Sozialdemokraten für einen Anschluß von Deutsch-Westungarn an Österreich, aber die Christlich-Sozialen fühlten sich mit den Parteifreunden in Ungarn so verbunden, daß sie den Anspruch auf Deutsch-Westungarn aufgaben. Dafür erhielten sie von den Ungarn Finanzhilfe für ihre Heimwehren.
Die Ziele standen im "Christlichen Ödenburger Tagblatt": "militantes Christentum, Antisemitismus, Kampf gegen den Marxismus, für das Deutschtum und für Ungarn.
Die Gegner: Juden, Bolschewisten, Freimaurer, Liberale, Deutschnationale und Alle, die für den Anschluß Deutschwestungarns an Österreich eintraten.
Die Christlichsozialen verstärkten ihre antiösterreichische Agitationen und veranstalteten in ganz Westungarn Anti-Anschlußkundgebungen.
Die Exponenten des nationalliberalen Lagers waren von Anfang an für einen Anschluß von Deutsch-Westungarn an Österreich. Schon in der Provisorischen Nationalversammlung Deutschösterreichs am 30.10.1918, noch zur Zeit der Monarchie, wurde der Antrag gestellt:
In Vertretung des ungarländischen Deutschtums ...
fordern wir auch für dieses das freie Selbstbestimmungsrecht; einschließlich des Rechts der Bewohner der westungarischen Komitate Eisenburg, Ödenburg .., die einen Teil des geschlossenen deutschen Sprachgebietes bilden, sich für den Anschluß an den deutschösterreichischen Staat zu entscheiden.
Auch in der 1. Republik waren die Nationalliberalen (Landbund und Großdeutsche) die treibenden Kräfte: im Februar 1919 wurde die "Deutsche Freiheitspartei" gegründet und ein "Verein zur Erhaltung des Deutschtums in Ungarn".
23.12.1920: Die Alliierten fordern Ungarn zur Räumung des Burgenlandes auf. 28.8.1921: Bewaffneter Widerstand ungarischer Truppen gegen die einrückenden österreichischen Zoll- und Gendamerieeinheiten: 6 Tote. 13.10.1921: Auf Vermittlung Italiens wird das "Protokoll von Venedig" unterzeichnet: Übergabe Deutschwestungarns, aber Volksabstimmung in Ödenburg.
Ententemächtetruppen besetzten Deutschwestungarn, um die geplante Volksabstimmung für Ödenburg zu ermöglichen. Doch sie sahen tatenlos beim christlichsozialen Terror gegen die Bevölkerung zu, die Abstimmungslisten wurden gefälscht, tausende deutschgesinnte Ödenburger nicht in die Listen aufgenommen und bei der Abstimmung selbst dafür tausende Ungarn mit Lastwagen herbeigefahren. Die Abstimmung vom 14.-16.12.1921 brachte dann auch die Mehrheit der Stimmen für den Verbleib bei Ungarn. Am 1.1.1922 kam die bisherige Hauptstadt Ödenburg, die einzige Stadt mit einem ausgeprägtem Bürgertum und einem kulturellen und geistigem Zentrum, zu Ungarn. Christlichsoziale antiösterreichische Gewalt hatte gesiegt.
Der Nationalliberale Dr. Alfred Walheim war von 1923 bis 1924 und 1931 bis 1934 Landeshauptmann des Burgenlandes.