Burschenschaft Aldania Wien
Buchbesprechung:

ZIRKEL UND ZIONSSTERN
Bilder und Dokumente
aus der versunkenen Welt des jüdisch-nationalen Korporationsstudententums.

 

Als Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus in den studentischen Korporationen entstanden seit den 1880er Jahren im Deutschen Reich und Österreich die ersten jüdischen studentischen Verbindungen. Sie bestanden bis 1933 in Deutschland und bis 1938 in Österreich und hatten unterschiedliche Zielsetzungen.

Die Mitglieder der jüdischen Verbindungen im Deutschen Reich verstanden sich als vaterlandsliebende deutsche Bürger jüdischen Glaubens und als integraler Bestandteil der reichsdeutschen Gesellschaft.

Dagegen sahen die in Österreich verbreiteten jüdischen Korporationen die Integration der Juden in die deutsche Nation (in das deutsche Volk Österreichs) als gescheitert an. Sie sahen sich als Angehörige eines eigenen, des jüdischen Volkes, teilten die Ziele des Zionismus und erstrebten die Bildung eines jüdischen Staates in Palästina. Ihr Verbleib in Mitteleuropa war nur als vorübergehend gedacht.

Die deutsch-jüdischen und die zionistischen Korporationen orientierten sich stark an den traditionellen Formen des deutschen Verbindungswesens. Sie suchten sich insbesondere durch ein kompromißloses Festhalten an Mensur und Duell bei den anderen studentischen Korporationen Respekt zu verschaffen.

 

ZIRKEL UND ZIONSSTERN

Bilder und Dokumente aus der versunkenen Welt
des jüdisch-nationalen Korporationsstudententums.
Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf akademischem Boden.
Band 1 - 3

Ein kaum bekanntes Kapitel des Korporationsstudententums ist jenes der jüdisch-nationalen Verbindungen, die es fast im ganzen Raum der österr.-ung. Monarchie gab. Umso wertvoller ist die nun vorliegende Gesamtdarstellung.

Im ersten Band wird das Umfeld auf den Deutschen Hochschulen der Monarchie geschildert. Insbesonders die Satisfaktionsfrage und der beginnende Antisemitismus verhinderten die Aufnahme jüdischer Studenten in bestehende Korporationen. So erfolgte 1882 die Gründung der ersten jüdischen Korporation "Kadimah" in Wien, der bald viele weitere folgten, was auch Auseinandersetzungen mit den deutsch-nationalen und deutsch-katholischen Verbindungen zur Folge hatte.

Auf die Wehrhaftigkeit der jüdischen Korporationen wird in einem eigenen Kapitel eigegangen. Das Paukbuch der "Makkabäa" zeigt die rege Mensurtätigkeit und beweist, daß das Mensurenschlagen ein Teil der Tradition ist, die die jüdischen Korporationen ebenfalls annahmen. So hatten sie ja auch Couleur (Mütze und Band) und Zirkel, die denen der übrigen Korporationen glichen. Weitere Kapitel bringen ausführliche Dokumentationen über die einzelnen Verbindungen und über Studentenlieder.

Der zweite Band bringt Bilder von Mitgliedern jüdischer Korporationen sowie Faksimile von Schriftstücken wie Aussendungen, Stiftugsfesteinladungen, Couleurkarten und einen umfangreichen Teil von Presseberichten.

Der dritte Band bringt Erinnerungen von Mitgliedern einiger jüdischer Korporationen, Berichte und Festreden von besonderen Veranstaltungen, also durchaus persönliche und interessante Ergänzungen. Auch hier wieder ein umfangreicher Foto- und Faksimileteil. Den Schluß bildet eine Zirkeltafel, wobei aber gesagt werden muß, daß nicht alle in den übrigen Teilen abgebildeten Zirkel auch dort enthalten sind.

Bewundernswert ist die Fülle des aus Archiven zusammengetragenen Materials, sie zeugt von langwieriger und sicher zeitraubender Spurensuche. Aber auch persönliche Kontakte mit Mitgliedern jüdischer Korporationen halfen Unklarheiten zu beseitigen. Als fehlend habe ich nur ein Stichwort- und Namensverzeichnis empfunden, was eigentlich in keinem wissenschaftlichen Werk fehlen sollte. Insgesamt ist dieses Werk über jüdische Korporationen auf Grund seiner Ausführlichkeit eine besondere Leistung, es hebt einen schon fast vergessenen Teil der Studentengeschichte aus dem Dunkel der Geschichte hervor.

Von Harald SEEWANN, 1. - 3. Band, Graz 1990 - 1992


ZIRKEL UND ZIONSSTERN

Bilder und Dokumente aus der versunkenen Welt
des jüdisch-nationalen Korporationsstudententums.
Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf akademischem Boden.
Band 4

Dies ist nun der vierte Band über die jüdisch-nationalen Korporationen, dessen Notwendigkeit sich wohl aus der bei der Bearbeitung des ursprünglich auf nur zwei Bände konzipierten Werkes ergeben hat, als die durch Recherchen anfallende Menge an verwertbaren Unterlagen immer größer wurde.

Dieser Band besteht aus einem Textteil und einer Foto- und Faksimiledokumentation. Im ersteren bringen Angehörige von ehemaligen jüdisch-nationalen Korporationen aus Osteuropa, dem Baltikum, aber auch der Schweiz Erinnerungen aus ihrer Studentenzeit. Man erfährt, daß sich die jüdischen Verbindungen in ihren Erscheinungsformen wenig von den übrigen unterschieden haben -unter anderem schlugen auch sie Mensuren-, jedoch viel in der Frage der Satisfaktionsfähigkeit oder in der politischen Ausrichtung. Besonders interessant ist der Bericht über die jüdischen Korporierten im 1. Weltkrieg.

Das Wertvolle dieses Bandes ist der ausführliche Foto- und Faksimileteil, da er die authentische Dokumentation des jüdischen Verbindungslebens enthält, lauter Beweise von großem kulturhistorischem Wert! Zum Beispiel die Kriegsrundschreiben der jüd. akad. Verbindung Ivria Wien, die Freude über empfangene Auszeichnungen genauso wie Trauer über gefallene Bundesbrüder zeigen. Weiters Satzungen, Einladungen, Rechenschaftsberichte und Rundschreiben. Lapidar die Mitteilung am 14.9.1938 von der erfolgten Auflösung (der jüdischen, aber auch der deutschen Korporationen wie Burschenschaften oder Wehrschaften) in der Wiener Zeitung: Der Anfang vom Ende.

Obwohl für den Autor mit viel Arbeit verbunden, sind weitere Bände mit noch mehr Faksimileabbildungen und mit einer Auflistung aller Verbindungen (mit deren wichtigen Daten) wünschenswert, um den jüdischen Korporationen ein Denkmal zu setzen.

Von Harald SEEWANN, 4. Band, Graz 1994. 651 Seiten, Preis öS 430,-

(13.11.1994)


ZIRKEL UND ZIONSSTERN

Bilder und Dokumente aus der versunkenen Welt
des jüdisch-nationalen Korporationsstudententums.
Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf akademischem Boden.
Band 5

Seit dem Erscheinen des letzten Bandes ist nun wieder einige Zeit vergangen und das nahende Weihnachts- und Julfest gibt uns den Anlaß, sich an dieses großartige Werk zu erinnern.

Es bietet eine Fülle an Dokumenten, Aufsätzen und Bildern aus der Welt der jüdischen Korporationen, die ja bis 1938 bestanden hatten. Es ist viel zu wenig bekannt, daß auch diese Band und Mütze trugen und größtenteils dieselben Couleursitten wie die übrigen Korporationen hatten. Viele schlugen Mensuren, man könnte ihnen aus heutiger Sicht also "Rechtsextremismus" vorwerfen.

Verwunderlich ist, warum sich heutige jüdische Stellen nicht um diesen Teil ihres eigenen Kulturgutes annehmen, sondern ihn vergessen.

Wir "nationale Kreise", die wir Verständnis für die Eigenheiten anderer Völker haben und auch wollen, daß diese erhalten bleiben, begrüßen die Aufarbeitung dieses Teiles der Geschichte.

Und diese Aufarbeitung hat wahrlich große Ausmaße angenommen: In 5 Bänden ist auf fast 2400 Seiten eine Fülle von Material über die jüdischen Korporationen zusammengetragen worden. Es hat sicher eines akribischen Spürsinnes bedurft, um an all diese Unterlagen heranzukommen, und die Gabe, geduldig jede noch so kleine Zeile zu verfolgen und jedem Hinweis nachzugehen.

So offenbart der kurze Dreizeiler  "Die jüdisch-akademische Verbindung Ivria teilt mit, daß ihre Mitglieder nach wie vor Band tragen und das Prinzip der Wehrhaftigkeit vertreten" sehr deutlich, daß diese Verbindung den Geist der burschenschaftlichen Bewegung aus den Befreiungskriegen von 1815 gegen Napoleon forttrugen. Denn damals wurde von den fortschrittlichen Burschenschaften erkannt, daß die Existenz eines Landes auch von dem eigenen Willen zur Verteidigung nach außen abhängt und dazu die Wehrertüchtigung jedes Einzelnen zu gewährleisten sei.

Und wenn es heißt:  "Aufruf! Seit Jahrzehnten vertreten die wehrhaften jüdischen nationalen Studentenverbindungen den Nationalgedanken auf akademischen Boden...", so hat auch das nichts mit dem heute verfemten "nationalen Ungeist" zu tun, sondern ist Ausdruck des Selbstbehauptungswillens eines Volkes.

Und diese positiven geistigen Werte, die Theodor Herzl schon in seiner Burschenschaft im Fuxenunterricht vermittelt bekommen hat, sind die Grundlage für seine Ideen zur Schaffung des Nationalstaates Israel geworden.

Der neue 5. Band bringt wieder eine Fülle von Fotos, Schriftstücken in Faksimileablichtung (z.B. Protokolle über Befragungen zur Satisfaktionsfähigkeit vor dem akademischen Senat) und sonstigen Aufsätzen. In ihrer Gesamtheit bieten sie einen guten Einblick in das Leben und das Schicksal der jüdischen Korporationen und man kann erst nach dem Studieren dieses Werkes erkennen, welcher bedeutende Teil der Verbindungswelt durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verlorengegangen ist. Dazu ist dieses Werk ein unentbehrlicher Standard geworden!

Von Harald SEEWANN, 5. Band, Graz 1996. 654 Seiten
Postfach 358, A-8011 Graz


1994, 1999, 22.9.2014
Zur Hauptseite zurück