Das Lied der Deutschen

Dieses Lied, oft auch fälschlich Deutschlandlied genannt, wird oft mißverstanden und falsch interpretiert. Um eine ehrliche Betrachtung zu ermöglichen, hier einige Gedanken:

Entstehung:
August Heinrich HOFFMANN von Fallersleben schrieb dieses Lied 1841 auf der damals britischen Nordseeinsel Helgoland. Hoffmann war Professor für Germanistik an der Universität Breslau. Er war ein liberaler Demokrat und setzte sich für die Einheit Deutschlands ein, was sich in seiner patriotischen und burschenschaftlich-demokratischen Lyrik zeigt. Denn Hoffmann war Mitglied der Göttinger und Bonner Burschenschaft. Er wurde seiner Professur enthoben und des Landes verwiesen.

 

Historischer Hintergrund:
Im Exil auf Helgoland war er voll Sehnsucht nach seinem Vaterland, das es eigentlich seit 1806 nicht mehr gab, denn der 1815 geschaffene Deutsche Bund war ein autoritärer Polizeistaat von Metternichs Gnaden, mit Wien als Hauptstadt.

Da aber keine Ansätze zu einer echten Einigung getroffen worden waren, wurde der Wunsch nach einem einigen Vaterland das zentale Anliegen der fortschrittlichen Kreise, speziell der Burschenschaft. Das Wartburgfest 1817 und das Hambacher Fest 1832 zeigten diese Forderungen deutlich.

 

Textverständnis:
Hoffmann war also voller Sorge um des Vaterlandes Schicksal und erfüllt vom Wunsch nach einem demokratischen, freien und geeinten Deutschland. Deshalb ging ihm "Deutschland über alles". Dies ist also kein Hochmut, keine Überheblichkeit, keine imperialistische Gesinnung oder gar Herrschaftsanspruch. Es ist der ehrliche Wunsch nach Überwindung alles Trennenden und nach Einigung.

Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt reichten damals die Grenzen des Deutschen Bundes, in dem Menschen lebten, die trotz mannigfaltiger stammesunterschiedlicher Eigenarten Deutsche waren. Die südliche Grenze des deutschen Raumes bildete das Land Tirol, im Lied erwähnt durch den Fluß Etsch. Denn damals reichte Österreich bis zum Gardasee; Reif und Rofreit (heute Riva und Rovereto) waren österreichische Städte.

Eingkeit und Recht und Freiheit sollten die Grundsäulen eines neuen gesamtdeutschen parlamentarischen Vaterlandes sein: Die alten burschenschaftlichen Ideale, die schon am Wartburgfest 1817 erhoben worden waren!

 

Melodie:
Hoffmann wählte dazu die Melodie der vom Österreicher Joseph Haydn im Jahre 1797 geschaffenen Kaiserhymne: "Gott erhalte Franz den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz", die sich auf den in Wien residierenden Römisch-Deutschen Kaiser Franz II. bezog. Dieser ward der letzte deutsche Lothringer-Habsburgerkaiser.

Haydn hatte mit dieser Melodie eine der schönsten Hymnen der Welt geschaffen, von der er selbst sagte:

Ich spiele das Lied an jedem Morgen
und oft habe ich Trost und Ergehung daraus genommen,
in den Tagen der Unruhe...
Mir ist herzlich wohl, wenn ich es spiele,
und noch eine Weile nachher.

 

Weitere Entwicklung:

Der sozialdemokratische Stadtschulrat für Wien anläßlich der Einführung der Kernstock-Hymne:

"Eine der schönsten Melodien Haydns wurde in den ersten Jahren der Republik in den Wiener Schulen weniger geübt.

... Der schönen österreichischen Melodie hat auch Hoffmann von Fallersleben einen Text unterlegt, der als "Deutschlandlied" der gefühlsmäßige und auch der offizielle Ausdruck des Einheitsbewußtseins des gesamten deutschen Volkes ist. Wir haben als Österreicher und als Deutsche allen Grund, unserer Jugend das Deutschlandlied mit dem Text von Hoffmann von Fallersleben ... näherzubringen.

Der Stadtschulrat erwartet, daß dieses Lied in allen Schulen geübt und bei geeigneten Anlässen gesungen wird, um so die nationale und republikanische Erziehung der Jugend zu fördern."

 

Vergleich mit anderen Hymnen:
Jede Dichtung muß man aus der Zeit der Entstehung erklären. Andere Hymnen enthalten oft recht kräftige Formulierungen, z.B.:
französische Marseillaise: "... das unreine Blut (unserer Feinde) möge unserer Äcker Furchen tränken..."
USA: "... Handgranatenblitze und grellrote Raketen bezeugen durch die Nacht, daß die Fahne noch loht..."

Warum protestiert eigentlich niemand gegen die militanten Teile dieser Hymnen und verlangt deren Umdichtung? Nun, weil diese Hymnen ebensowenig Aufrufe zu Mord und Kriegslust sind, wie das Lied der Deutschen imperialistische oder chauvinistische Ideen enthält.

Hoffmanns Lied der Deutschen ist kein Lied der Macht und des Chauvinismus;
es ist ein Lied der Innigkeit und der Sehnsucht.

Es ist ein schönes Lied.
Es ist ein gutes Lied !

 

Wir Burschenschafter aus Österreich achten dieses Lied und wollen und dürfen es in allen Strophen singen, so wie es der Dichter gemeint hat, nicht als Nationalhymne, sondern als ein Lied, das einer der unseren geschrieben hat.

Es ist und bleibt unser Lied, das ganze Lied! Es ist das Lied der Deutschen, und gehört zu underem Selbstverständnis als Burschenschafter!

.


Version 5 -- 1.11.2012
Lassen Sie uns Ihre Meinung wissen!
(c) Burschenschaft Aldania Wien.